Vorsicht bei Schalungssteinen – Berstgefahr!

Schalungssteine

Bild: Helen Souza / pixelio

Im Hausbau-Forum www.hausbau-forum.de hat @Daany29 auf ein Phänomen hingewiesen, das Schalungssteine betrifft. Dazu erst einmal danke für den Hinweis und damit auch für die Inspiration, dieses Problem in einem eigenen Beitrag aufzugreifen. Eine Nennung des in seinem Fall verwendeten Produktes übernehme ich hier nicht, weil das Problem herstellerunabhängig für die ganze Produktgattung ist.

Was sind Schalungssteine und wo werden sie verwendet?

Bei Schalungssteinen handelt es sich um mauersteingroße Elemente aus zwei parallelen Platten, die durch abstandhaltende Querstege verbunden sind und zu “Mauern” zusammengesteckt werden. In gewisser Weise sind sie hohle Bauklötze, die mehrere Lagen oder gar ganze Stockwerke hoch mit armiertem Beton gefüllt werden. Sie sind also praktisch Schalbretter im handlichen, modularen Format, weshalb sie auch den Spitznamen Legosteine erhalten haben. Bei Selbermachern, die daraus Rohbauten von Wohnhäusern oder Gewerbehallen, Zaunsockel und Stützmauern errichten, sind sie beliebt. Da sie nach dem Befüllen integraler Bestandteil der Wand sind, nennt man sie auch “verlorene Schalungen” (im Gegensatz zu klassischen Schalbrettern, die nach dem Betonieren abgenommen und anderswo weiterverwendet werden).

Woraus bestehen Schalungssteine?

Frühere Schalungssteine bestanden meist aus zementgebundenen Spanplatten oder ähnlichen Werkstoffen, der Wärmedurchgang der mit ihnen gebauten Wände war daher ähnlich dem des in sie eingefüllten Betons. Daher ist es bereits seit mehreren Jahrzehnten üblich geworden, Polystyrol- und ähnliche Kaltschäume für ihre Herstellung zu verwenden. Das bedeutet, dass hier praktisch die Dämmschale der Außenwand integriert ist. Für Innenwände und für die Innenseiten der Außenwände sind diese “Platten” dann je nach System ähnlich dünn wie klassische Schalbretter.

Und was ist das Problem?

Das Material dieser Schalungssteine ist nicht so steif wie klassische Schalbretter. Daher wird hier die Viskosität des eingefüllten Betons zu einem kritischen Faktor. Je dünnflüssiger der eingefüllte Frischbeton ist, desto mehr verhält er sich wie Wasser und neigt schwerkraftgetrieben dazu, sich ein möglichst breites Bett brechen zu wollen. Dann kann der Druck auf die Schalung höher werden als ihre Steifigkeit aushalten kann. In der Folge werden die Schalungssteine wie Beutel gebläht und können dabei auch bersten. In die Wand eingelegte Armierungsstähle lindern das nicht, weil sie erst den ausgehärteten Beton stabilisieren können, im Betonbrei aber noch keine Nützlichkeit entfalten.

Gibt es Abhilfe?

Wie gesagt kann die Festigkeit der Mischung viel dazu beitragen, dass der Frischbeton sich schon günstiger verhält, also ein stabileres Verhältnis zwischen Molekülstruktur und Schwerkraft entsteht. Im Fall des inspirierenden Forenbeitrages hat der vom Anbieter gestellte Einweiser anfangs darauf geachtet, dass eine günstige Betonmischung gewählt wurde. Solche fachkundigen Kräfte begleiten den Selbermacher aber typischerweise nicht während des gesamten Baus, und daher kann es dann bei späteren Betonchargen dazu kommen, dass diese zu dünnflüssig geraten. Außerdem kann man mit zusätzlichen äußeren Stützen die Schalung von einem Teil der auf sie wirkenden Kräfte entlasten. Zusätzlich rate ich jedoch dem Selbstbauer, den Hersteller nach den technischen Eigenschaften seines gewählten Schalungssteines zu befragen.

Generell rate ich – bei Gartenmäuerchen natürlich weniger heiß gegessen – dazu, Schalungssteine stets als Systeme zu begreifen, die neben dem Material auch aus dem Know-how einschlägig erfahrener Planer und Verarbeiter bestehen. Schalungssteine sind also eine ganze Baumaterialkategorie für sich, jedes Produkt hat in Konstruktion und Rezeptur seine eigenen Spezifika, und diese können sehr speziell sein.

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One thought on “Vorsicht bei Schalungssteinen – Berstgefahr!

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