Bild: Andreas Morlock / pixelio
Der Architekt steht in dem Ruf, dass seine Dienste (unnötig) teuer seien. Aber stimmt das überhaupt – und wenn ja, warum ist das dann so, und was kann man dagegen tun?
Die Berufshaftpflichtversicherung
Soweit wir von Kostspieligkeit aufgrund der Honorarhöhe reden, hat der Pudel einen wahren Kern. Architekten haben wie auch Rechtsanwälte, Notare und Steuerberater eine spezielle Haftpflicht für Vermögensschäden, die sie ihren Auftraggebern durch Kunstfehler bei ihrer Berufsausübung zufügen können. Bei den Summen für Schadensersatz geht es nicht um Peanuts, und das persönliche Vermögen des Architekten kann dabei leicht überstiegen werden. Daher sind Versicherungen gegen diese Haftungsfälle verpflichtend. Ihre Höhen entwickeln sich abhängig vom Auftragsvolumen.
Die Honorarordnung
Ein maßgeblicher Faktor ist dabei beim Architekten die ungefähr zu erwartende Höhe der Baukosten, ähnlich wie beim Rechtsanwalt der Streitwert. Ähnlich einer Steuertabelle wird dieser Parameter in Klassen und Stufen erfasst. Das Regelwerk trägt hier die Bezeichnung „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure“ (HOAI). Der Zusammenhang zwischen der eigentlichen Leistungshonorierung und den damit zusammenhängenden Versicherungsprämien für die Fehlleistungen-Haftpflicht wird also gewissermaßen über die gleiche Bemessungsgrundlage abgebildet.
Abweichende Vereinbarungen
Mögliche Auswege gibt es. Insbesondere weil die HOAI eine deutsche Regelung ist und Wettbewerbs- und Verbraucherschutzangelegenheiten auf EU-Ebene ebenfalls geregelt werden, finden sich Ansatzpunkte für die Auffassung, die Anwendung der HOAI sei nicht verpflichtend. Diese Information will ich hier aber nur als Randnotiz anreißen, das ist auch rechtlich ein weites Feld für sich, über das man sich anderswo schlau (oder verwirrt) lesen kann. Meinerseits sei hier also nur kurz berichtet, dass ich regelmäßig von Fällen höre, in denen jemand erfolgreich eine von dieser „Preisliste“ abweichende Vereinbarung mit seinem Architekten getroffen habe.
Eigenleistung als Laien-Architekt?
Viele Bauherren glauben, Eigenleistungen auch beim Architektenhonorar abziehen zu können. Ähnlich wie beim Maler, dessen Arbeitsaufwand sie durch Abreißen der alten Tapeten und Abkleben reduzieren, möchten sie bei der Hausplanung durch Nutzung von 3-D-Software, Grundrissvorlagen aus dem Internet und eigene Planungsideen Geld sparen. Diese Menschen nehmen den Architekten als fürstlich entlohnten Bauantragszeichner wahr und glauben, ihn leicht ersetzen zu können. Mit dieser Fehleinschätzung beschäftige ich mich hier in loser Beitragsfolge unter dem Stichwort #Zauberlehrling.
Stardesigner oder Handwerker?
Ach, was muss man oft von bösen Buben hören oder lesen. Auf Architekten bezogen geht es dabei zum einen um Baukosten, die das Budget über das ursprünglich befürchtete Maß hinaus „gebeutelt“ haben; zweitens um wettervorhersage-ähnliche „Abweichungen“ zwischen Schätzung und tatsächlicher Abrechnung; und zum Dritten um die oft geäußerte Unterstellung, Architekten neigten dazu, sich mit ihren Bauten Denkmäler ihres Rufes als Stardesigner zu setzen.
Dazu gibt es „eine gute und eine schlechte Nachricht“: Die Gute ist, dass der unterstellte Stardesigner-Habitus auf die allerwenigsten Architekten zutrifft und die meisten von ihnen, soweit man den Begriff auf einen Akademiker anwenden kann, solide ehrliche „Handwerksarbeit“ leisten.
Die Schätzgenauigkeit der Kosten hängt von der Erfahrung ab
Allerdings ist die Schätzungsschärfe – die man bei manchen Architekten eher „Treffer(un)genauigkeit“ nennen müsste – wesentlich von der Erfahrung abhängig. Die weit überwiegende Mehrheit der Architekten, die Aufträge für Einfamilienhäuser annehmen, sind „Alleinköche“, wenn auch nicht unbedingt „Einzelkämpfer“. Das heißt, so lange sie sich schon mit einem eigenen Büro niedergelassen haben, wickeln sie ihre Bauprojekte auch umfassend in alleiniger Verantwortung ab. Vorher sind sie jedoch nicht selten in großen Architekturbüros angestellt gewesen, haben dort nur als Gehilfen einem „Haubenkoch“ zugearbeitet und höchstens einen Teilbereich der jeweiligen Projekte verantwortlich geleitet, also trotz der absolvierten Praxisjahre nur ausschnittweise Erfahrung gesammelt. Man kann also in diesem Sinne nur ihre selbstständig niedergelassenen Jahre zählen. Entsprechend mäßig scharf – weil eben „statistisch“ auf noch zu schmaler Basis abgesichert – sind ihre Schätzungen.
Die schwarzen Schafe
In dramatischen Ausmaßen verrechnen tun sich hingegen besonders diejenigen Architekten, die – fast egal wie viel Erfahrung sie davor gewonnen hatten – aktuell „weg vom Fenster“ sind. Das betrifft diejenigen Architekten, die ihr Tätigkeitsfeld in den Hörsaal oder in die Leitungsebene öffentlicher Bauverwaltungen verlegt haben. Diese Perlen ihrer Zunft haben ihren letzten Wirklichkeitskontakt zu D-Mark-Zeiten gehabt und bauen ihre Schätzungen bestenfalls auf Baukostenindex-Fortschreibungstabellen auf. Zudem haben sie verlernt, ihren Auftraggebern teure Lösungen auszureden. Kommt dann noch der Ehrgeiz hinzu, sich als alter Haudegen nochmal zu beweisen, dann sind wir bei der schlechten Nachricht angelangt: Denn dann schafft man spielend den Hattrick aus fehldimensioniertem Budget, übungsarmem Soll-Ist-Abgleich und luxuriösen Details. In solchen Fällen gelingt dann der „Beweis“ für den Wahrheitsgehalt der Stammtischgeschichten, die vor dem Hausbau mit Architekten warnen, weil dies der sichere Weg in den finanziellen Ruin sei, dem der kluge Bauwillige besser als Pauschalangebote-Vergleicher entgeht.
Wie man die gar nicht so seltenen weißen Schafe findet, erfahren Sie hier.
Leider sind viele Architekten garnicht an Planungsaufträgen interessiert, wenn es “nur” um ein Einfamilienhaus geht – soll ich meine Suche räumlich ausweiten?
Es ist sehr hilfreich, wenn sich Ihr(e) Architekt(in) mit dem für Ihren Bauort zuständigen Bauamt “auskennt” und auch die Eignungen der in der Region verfügbaren Handwerker einschätzen kann. Wenn Sie dort selbst nicht fündig werden, kann ich Sie gerne dabei unterstützen oder dies für Sie übernehmen. Sie können mich jederzeit unverbindlich kontaktieren.
Freundliche Grüsse, Ihr 11ant