Wie viele Kammern braucht ein Fenster?

Fensterkammern

Bild: Rainer Sturm / pixelio

Angebote für neue Fenster sind oft verwirrend. Daher gebe ich Ihnen hier in loser Folge einen Einblick in einzelne Merkmale und deren Bedeutung. In dieser ersten Folge geht es um die Anzahl der Kammern des Fensterprofils – eine Angabe, mit der häufig ein Mehr an Gegenwert für den Preis vorgegaukelt wird.

Sind mehr Kammern wünschenswert?

“Mehr” bedeutet hier nicht wirklich auch “besser”. So mancher Händler mag es verlockend finden, Ihnen mit einer höheren Anzahl von Kammern seiner Fensterprofile zu suggerieren, er böte ähnlich wie der Autohändler nebenan ein Achtzylinder-Modell statt einen Vierzylinder an. Sein Angebot sei also dem preisgleichen der Konkurrenz technisch überlegen. Aber dem ist nicht wirklich so.

Die Anzahl der Kammern ist kein beabsichtigtes Konstruktionsmerkmal

Die meisten Fenster sind nicht festverglast, sondern lassen sich öffnen. Man schwenkt sie auf und wieder zu, wonach sie ihre alte Position wieder einnehmen sollen. Es wäre also unerwünscht, wenn sich die Fensterflügel inzwischen verziehen würden und beim Schließen erst angehoben werden müssten. Aus diesem Grunde müssen die Profile steif sein. In ein hohles Profil konstruiert man zu diesem Zweck Verstrebungen ein, sodass der Querschnitt durch das Profil einem Labyrinth ähnelt. An manchen Stellen bilden diese “Zwischenwände” des Profils miteinander geschlossene Formen, also Kammern, was mehr Zufall als gewollter Zweck ist. Jeder Konstrukteur “komponiert” seine Verstrebungen an anderen Stellen, sodass dabei Kammern entstehen oder auch nicht. Nur die Verstrebung an sich hat einen Sinn und die Verästelungen ihres Verlaufes ebenso. Insofern ist es irreführend, sie zu zählen – und moralisch eigentlich unlauter, mit ihnen zu werben.

Der U-Wert ist aussagekräftiger als die Kammernzahl

Nun, da Sie den Verkäufer beim Schummeln erwischt haben, wird er Ihnen etwas von der wärmedämmenden Wirkung von Luftpolstern erzählen. Das Argument geht so: ‚Die Kammern schließen Luft ein, und mehr geschlossene Kammern sind logischerweise besser.‘ Das stimmt zwar im Grundsatz, ist aber eine Milchmädchenrechnung, weil sich der Umfang der wärmedämmenden Wirkung nicht mit der Anzahl der Kammern messen lässt. Er ist natürlich dennoch messbar, wird jedoch als Gesamtergebnis in Gestalt eines Kennwertes angegeben. Dabei handelt es sich um den sogenannten “U-Wert”, den wir in der nächsten Folge erläutern. Erst mit dieser Dezimalzahl haben Sie einen vergleichbaren Maßstab zu anderen Fenstern und deren Wärmeverlust. Je niedriger die Zahl, umso niedriger der Wärmeverlust.

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