Bild: Andreas Morlock
Sie haben im Internet einen Grundriss gefunden, dessen Schnitt Ihnen gefällt, nur leider stimmt die Größe nicht? Kann man diese einfach ändern, und was gilt es dabei zu beachten? In diesem Beitrag zeige ich, in welchem Rahmen das möglich ist, und wann der Wunsch zu weit geht.
Der Grundriss des Musterhauses gefällt, nur die Größe nicht
Silke surft mit ihrem Tablet auf dem Sofa nach Grundrissen von Musterhäusern. Plötzlich hält sie inne: das “Casamea 130” [Name von der Redaktion geändert] hat es ihr angetan. Aufgeregt ruft sie Thomas herbei. Das ist das richtige, so soll es sein, findet auch er. Allerdings hat es wie so viele Hausmodelle nur ein Kinder- und ein Gästezimmer. Aber die “lieben Kleinen” werden bald (hoffentlich immer noch so liebe) Mittelgroße sein, und dann jedes ein eigenes Zimmer haben wollen. Und Silke ist nach der Elternzeit in ihren Beruf als Lehrerin zurückgekehrt und benötigt ein Home-Office. Zu den vorgesehenen beiden gleich großen Zimmern wird also ein drittes benötigt.
One Size fits MüllerMeierSchulzes
Die Häusermodelle in den Katalogen der Fertig- und Massivhausanbieter folgen nicht nur technischen, sondern stets auch kaufmännischen Prinzipien: Die Konstruktion soll auf die Bedürfnisse einer möglichst breiten Zielgruppe eingestellt sein. Manche Paare haben bzw. wollen nur ein Kind, andere planen oder haben bereits zwei. Das ist eine Privatsache, in der die Anbieter nicht einseitig Stellung beziehen möchten. Daher findet man in den Mustergrundrissen regelmäßig ein “Gast” oder “Arbeiten” genanntes Zimmer, und nur eines, das als “Kind” bezeichnet wird. Dabei folgen sie dem Wunsch der meisten Eltern mit mehr Kindern nach deren Gleichbehandlung und sehen die gleiche Größe für zwei der genannten Räume vor. Aber jeder Quadratmeter kostet Geld, und um den gesetzten Preisrahmen halten zu können, haben die Flächen keine “Fettpölsterchen”. Dem Haus durch Verschiebungen der Wände ein weiteres Zimmer “aus den Rippen zu schneiden” scheidet daher regelmäßig aus. Wird dennoch ein solches benötigt, muss das Haus also wachsen. Ein vergleichbares Problem bereitet übrigens ein Grundriss, der zu groß für das eigene Budget ist. Was Silke und Thomas jedoch wollen – nämlich ein zusätzliches Zimmer – ist dennoch gut machbar.
Die zwei Möglichkeiten der Raumgewinnung
Das Ausgangsmodell des Wunschhauses von Silke und Thomas ist eingeschossig plus ausgebautem Dachgeschoss. Dabei gilt zu beachten, dass das Giebeldreieck ein “magisches Dreieck” ist:
Vergrößert man die Giebelbreite des Hauses, muss man das Dach flacher neigen, damit das Haus die bisherige Höhe beibehält. Durch einen solchen Eingriff in die Konstruktion würde ein technisch anderes Häusermodell entstehen. Sowohl die Statik- als auch die Wohnflächenberechnung müssten grundlegend anders aufgesetzt werden, und in den Räumen des Dachgeschosses ergäben sich auch überall andere Stehhöhen.
Will man eine solche tiefgreifende Neukonzeption und -berechnung vermeiden, muss die Vergrößerung des Hauses also allein in seiner Längendimension erfolgen.
Zusätzlicher Raum durch Vergrößerung der Grundfläche
Wenn man die Grundfläche des Hauses vergrößert, dann kommt sowohl im Erd- wie im Dachgeschoss Fläche hinzu. Das Arbeitszimmer für Silke kann zum Beispiel im Dachgeschoss eingerichtet werden, und im Erdgeschoss entsteht beispielsweise mehr Fläche, um den Bereich ‘Wohnen – Essen – Kochen’ mit einer weiteren Zwischenwand zu unterteilen. Oder aber das Arbeitszimmer wird im Erdgeschoss eingerichtet, und der Hauswirtschaftsraum wandert nach oben und kommt damit näher an die Schlafräume und das Familienbad.
Zusätzlicher Raum durch Wechsel der Hausform
Möchte man den zusätzlichen Raum ohne eine Vergrößerung der Grundfläche erreichen (und spielt der Bebauungsplan hinsichtlich der Anzahl der Vollgeschosse dabei mit), dann kann auch der Wechsel der Hausform zur sogenannten “Stadtvilla” ein geeigneter Weg sein. Als Stadtvilla bezeichnet man ein meist zweigeschossiges Haus mit einem Obergeschoss ohne Dachschrägen, und daher vollständig Flächen in Stehhöhe. Das erleichtert ein Wändeverschieben zwecks veränderter Raumaufteilung – eine Operation, die in umgekehrter Richtung, also von der Stadtvilla zum Landhaus/Anderthalbgeschösser” eher nicht gelingt.