Bild: Siegfried Fries /pixelio
(Laien-Planungsfehler Folge 2)
Sich vom Problem lösen
Laien-Bauplaner verstricken sich gerne mal in Frustrations-Spiralen, weil sie Teile von noch nicht vollständig gelungenen Entwürfen in Korrekturversuche weiterschleppen. Das führt aber leider nicht zum Ziel, sondern nur tiefer in sich verfestigende Komplikationen hinein. Als ich diese Erkenntnis gerade ganz frisch im Hausbau-Forum formuliert hatte, fasste @hampshire sie als erster Kommentator treffend wie folgt zusammen: „Manchmal muss man sich eben von einem Problem lösen, um das Problem zu lösen“. Danke für diese Essenz!
Aber warum tappt man immer wieder in diese Falle?
Der Grund ist ganz einfach: Die noch jungfräulichen Bauleute betreten beim Planen Neuland. Da ist die Unsicherheit groß und entsprechend auch die Freude über jeden gelungenen Schritt. Den mit viel Schweiß errungenen Erfolg mag man nun nicht wieder hergeben. Wenn also ein Teil des Grundrisses stimmig scheint, neigen Unerfahrene dazu, ihn zu fixieren und nur den „Rest“ drumherum noch voranzutreiben. Bei dieser Vorgehensweise ist der befriedigende Teil aber nur scheinbar der Steigbügel für die Vollendung des Erstlingswerkes. In Wirklichkeit wirkt der fixierte Teil sehr bald wie ein Riegel, der dem Fluss des Verbesserns im Weg steht. Auch wenn es schwerfällt – er muss weggeräumt werden.
In „Entwerfen“ steckt “Ent-werfen“
In einer solchen verfahrenen Situation rate ich daher, die Tafel wirklich ratzeputz zu wischen. Hier zeigt sich einmal mehr, weshalb ich am Beginn eines Planungsprozesses unbedingt Papier und Bleistift statt irgendwelcher Software benutze: Der befreiende Moment der haptischen Erfahrung, wenn die eben noch den Bleistift haltende Hand den nicht gelingenden Entwurf zerknüllt und in den Papierkorb wirft, ist von einem Mausklick nur jämmerlich unvollkommen zu ersetzen. Nutzen Sie die Erkenntnis, in einer Sackgasse zu stecken, um einen neuen Weg einzuschlagen. May the force be with you!
Ist es nicht schade um den Teilerfolg?
Klar nein. Die nur scheinbar erfolgreich erstellten Elemente werden durch die Kraft des Zerknüllens nicht wirklich zerstört, sondern transformiert. Strukturen, die tatsächlich gut waren, werden sich unwillkürlich erneut bilden. Dies gilt allerdings nur, wenn man sie sich entwickeln lässt und nicht erzwingt. Zeichnen Sie also vom Papier nichts durch, bevor Sie es zerknüllen. Auch hier verleitet Software nur zum (ängstlich) „sicheren“ Copy & Paste. Ist es spät am Abend, dann gehen Sie besser schlafen und beginnen die nächste Planungs-Session mit dem Wegwerfen. Sind Sie noch früh am Tag in die verfahrene Situation geraten, dann gehen Sie spazieren, bevor Sie einen neuen Anlauf nehmen.
Folge 1 nachlesen? Hier bitte!
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