Bild: Rainer Sturm / pixelio
Die sogenannte warme Kante ist ein bedeutsamer Bestandteil eines modernen Fensters in Wohngebäuden, jedoch den Bauleuten meist kein gebräuchlicher Begriff. Daher will ich hier erläutern, was es damit auf sich hat.
In der vorherigen Folge zur Fensterkunde „Sind drei Fensterscheiben besser als zwei?“ habe ich erläutert, dass ein als „Dreifachverglasung“ bezeichnetes Scheibenpaket nicht nur aus Scheiben, sondern auch aus den Abständen dazwischen besteht.
Der Randverbund
Das Paket aus Scheiben soll in sich stabil in seiner Position gehalten werden, die Scheiben und die Abstände also nicht gegeneinander verrutschen. Dazu werden zunächst umlaufend an den Kanten der Scheiben Profile dazwischen gelegt, die eine doppelte Funktion haben: Einerseits halten sie die Scheiben in einem definierten Abstand und in einer konstanten Lage zueinander, andererseits bilden sie gewissermaßen die „Absperrung“ um die dazwischenliegende Edelgasfüllung, die ansonsten leicht flüchtig wäre und sich mit der Umgebungsluft vermischen würde.
Nach dem Zusammenfügen wird das Paket aus Scheiben und Abständen rundum an den Kanten fest verklebt und abgedichtet. Insgesamt bezeichnet man die Abstandhalter mit der Verklebung und Abdichtung daher als Randverbund der Verglasung.
Problemstelle: Glaseinstand
Einerseits hat der Randverbund also ein stabiles Paket geschaffen. Andererseits entsteht durch ihn nun auch wieder eine Brücke über die Abstände, die ja das meist unterschiedlich temperierte „Innen“ und „Außen“ so segensreich voneinander isolieren.
Das „Aufweichen“ dieser Trennung passiert am Glaseinstand. So nennt man den Bereich, in dem das Scheibenpaket in das Rahmenprofil des Fensters eintaucht. Dort halten Glasleisten (wie früher der Fensterkitt) das Scheibenpaket im Rahmen und verbergen den Einstand vor unserem Blick.
Verbesserte Verbundmaterialien
Erst in den vergangenen dreißig Jahren hat man sich der Aufgabe gewidmet, dieser Aufweichung der Isolation zu Leibe zu rücken. Das gelingt durch eine stetige Verbesserung der verwendeten Materialien des Randverbundes. Man strebt dabei eine geringstmögliche Wärmeleitfähigkeit bei voller Erfüllung der anderen Eigenschaften an.
Was bedeutet das für Bauleute?
Hersteller, die von einer “warmen Kante” bei ihren Fenstern sprechen, legen also ein besonderes Augenmerk auf dieses Detail. Aber nur in wenigen Fällen weisen sie auch die genauen Wärmeleiteigenschaften des Randverbundes aus. Käufer können den Erfolg der Maßnahme dann nur anhand der U-Wert-Angaben im Datenblatt des Produktes ablesen.
Wird die warme Kante nicht erwähnt, bedeutet das nicht automatisch, dass der Fensteranbieter in diesem Detail die technische Entwicklung verschlafen hat. Er macht vielleicht nur nicht so viel Aufhebens davon wie andere. Lesen Sie hierzu auch die zweite Folge: „Der U-Wert, das unverstandene Wesen“.