Mein Hausbau-Fahrplan für Sie ist entsprechend der Vorgehensweise des Architekten aufgebaut. Diese arbeitet linear und lückenlos ein bewährtes Schema ab, entsprechend sind die sogenannten Leistungsphasen auch wie auf einem Zahlenstrahl bezeichnet. Ich habe die Leistungsphasen dann in nach meiner Erfahrung zweckmässigen Portionen zu Modulen gebündelt, die ich Ihnen auch als Tranchen für Ihre Architektenverträge empfehle. Entsprechend betrachten wir hier in der zweiten Folge die Leistungsphasen 1 und 2 als Modul A. Der Aufbau dieser Beitragsreihe soll mit oberster Priorität übersichtlich sein, um auch Anfänger(innen) nicht zu überfordern. Deshalb habe ich am Ende der zweiten Folge zunächst nur angerissen, dass sich zwischen dem Vorentwurf (also dem Ergebnis des Moduls A) und dessen Weiterentwicklung zum Entwurf eine Phase des Innehaltens empfiehlt. Die dritte der ersten fünf Folgen behandelt als Modul B bezeichnet ein Bündel aus den Leistungsphasen 3 bis 5, weil das bei einem in steinerner Bauweise geplanten Eigenheim die sinnvolle nächste Tranche eines Architektenvertrages darstellt. Widmen wir nun im gewissermaßen “Fortgeschrittenen-Seminar” der “Reloaded” Folgen der Pause zwischen den Planungsmodulen A und B ein eigenständiges Kapitel.
Die Teigruhe
Den Namen dieser wichtigen Entwicklungsphase Ihrer Eigenheimplanung habe ich dem Backhandwerk entnommen. Dort bezeichnet er diejenige Phase, in der die vollständig zusammengeführten Zutaten eines Teiges für eine Weile nicht weiter geknetet oder gerührt werden, um die sich auch ohne mechanisches Zutun ablaufenden chemischen Reaktionen ungestört ihre Arbeit verrichten zu lassen. Auch in Ihnen als Bauleuten “gärt” jetzt etwas, das zum Zweck einer gelingenden Planung eine Erholung erfahren sollte. Nämlich ihre eigenen Planungsideen und deren Diskussion im Familienrat und in den Architektengesprächen. Diese sollten Sie nun für einen idealerweise etwa Sechswochenzeitraum einer Reflektion ohne hinzugeschütteten neuen “Input” oder Umsortierung der bestehenden Gedanken überlassen.
Das Loslassen fällt schwer
Spätestens seit dem ersten Architektengespräch fiebern sie bewußt Ihrem Eigenheim entgegen. Sie haben eine studierte Fachperson mit Ihrem Bauwunsch angesteckt, und in Gestalt des Vorentwurfes ist nun endlich auch zu einem Zeichenstift gegriffen worden. Es ist, als hätten Sie Ihrem werdenden Kind einen Namen gegeben. Und nun komme ich sadistischer Spielverderber und sage, Sie sollen die Still- und Erziehungsratgeber beiseite legen und mit der Anmeldung zum Geburtsvorbereitungskurs noch abwarten. Nur wie durch Watte hören Sie mich sagen, ich täte das auch nur zu Ihrem Besten. Meine Stimme klingt dabei höhnisch, das muss wohl ein schlechter Traum sein. Aber nein, zum Wohle Ihres Eigenheimes ist das tatsächlich Geburtshilfe. Und ich habe auch eine besänftigende Nachricht für Sie: damit es keine harte Bremsung für Sie wird, dürfen Sie Ihren Aktionismus zu Beginn der Pause erst noch einmal in eine Handlung kanalisieren, doch dazu im übernächsten Abschnitt mehr.
Abschiednahme für den klaren Blick nach vorn
Schon vor dem Eintritt in den professionellen Planungsprozess haben Sie Informationen und Ideen gesammelt sowie Beispielbilder zusammengetragen und miteinander diskutiert. Mindestens diejenigen davon, in die Sie sich gemeinsam verliebt haben, sollten in den Hausentwurf einfliessen. Dann hat bereits ein Bänker diese Wunschliste zusammengestrichen: mit weniger Bonität als König Ludwig müsse auch Ihr Neuschwanstein etwas kleiner werden (oder so), hat er gesagt. Aber es waren Ideen von Ihnen oder sind in der Beschäftigung damit zu den ihrigen geworden.
Nun haben Sie einen Vorentwurf bekommen (oder wenn Sie den Sonderfall aus der vorherigen Folge nachvollzogen haben, sogar zwei). Damit Sie auf der nächsten Etappe Ihrer Reise keinen Zickzackkurs segeln, müssen Sie die Teigruhephase leider auch dazu nutzen, die überzähligen Ideen und Entwürfe über Bord zu werfen. Andernfalls werden sie Ihnen in der Entwurfs- und später auch in der Bauantragsphase immer wieder wie untote Vampire zur Geisterstunde erscheinen und hartnäckig Sirenengesänge anstimmen, eigentlich wären sie doch ganz schön gewesen. Deshalb rate ich Ihnen, von den nicht weiter verfolgbaren Alternativen Abschied zu nehmen, bevor Ihre Reise ins Eigenheim weitergeht. Machen Sie als Familie ein Abgrillen der Teigruhephase daraus: schreiben Sie diese Ideen als Stichworte symbolisch auf Zettel, die Sie einem Lagerfeuer übergeben. Das erspart Ihrem Planungsprozess Turbulenzen. Doch nun wie versprochen ersteinmal zu der Handlung, mit der Sie die Teigruhe einläuten.
Erkenntnisgewinn durch Beteiligung möglicher Partner
Wie Sie es aus dem Biologieunterricht von “Stammzellen” kennen, ist der Vorentwurf Ihres Eigenheimes noch nicht spezialisiert, aber dafür omnipotent. Das bedeutet in diesem Fall: Sie können daraus ebensogut den Entwurf eines steinernen wie eines hölzernen Hauses weiterentwickeln. Idealerweise sind auch Sie diesbezüglich vorurteilsfrei und ergebnisoffen – aber nicht minder auch interessiert, welcher der Wege (individuell für Ihr Eigenheim gültig) günstiger geeignet sein wird. Weil daraus Unterschiede für die Entwurfsplanung erwachsen, sollte davor eine Bauweisenentscheidung herbeigeführt werden. Und damit sind wir auch schon bei der Handlung angekommen, in die Sie Ihre Ungeduld jetzt nützlich umsetzen können: nämlich bei der Einholung von aus dem Markt gegriffenen Antworten auf die Frage, was die Wahrwerdung Ihres Eigenheimtraumes in etwa kosten wird.
Weichenstellung
Diese Frage reichen Sie nun an eine Handvoll Unternehmen weiter, die es aus ihrer geschäftlichen Praxis nicht nur grundsätzlich, sondern auch aktuell wissen müssen. Dabei bedeutet “in etwa”, dass entsprechend der Reifestufe Ihres Vorentwurfes die Antwort unmöglich bereits hochauflösend genau ausfallen, sondern lediglich als “Hausnummer” eine Richtung weisen kann. Entsprechend brauchen Sie die angefragten Unternehmen auch noch nicht danach auszuwählen, wie wahrscheinlich sie nachher zu Vertragspartnern würden – ein Tanztee ist noch keine Verlobung. In dieser Vorrunde senden Sie Ihre Anfrage an eine statistisch zweckmässige Anzahl von Anbietern. Ich empfehle Ihnen, nur etwa eine Handvoll Unternehmen an dieser Massnahme zu beteiligen. Insgesamt vier bis fünf – zwei auch als Generalunternehmer tätige Steiner / Bauunternehmen, zwei Holzer / Fertighaushersteller und eventuell noch einen Dritten einer der beiden Sorten (willkürlich zufällig oder falls Sie doch zu einer leichten Präferenz neigen, von der bevorzugten Bauweise). Bei dieser Aktion können Sie sich freilich auch unterstützen lassen, schauen Sie dazu in die Beschreibung unserer Leistung Weichenstellung. Der Nutzen für Sie ist “therapeutisch” höher, wenn Sie hier selbst tätig werden – aber “praktisch” höher, wenn Sie diese Massnahme professionell delegieren (und dabei per Chiffre inkognito bleiben können). “Aktuell” bedeutet übrigens, dass Sie mit der Massnahme warten sollten, falls Ihr Eigenheimbau erst in einem halben Jahr oder noch später starten soll – dann galt dies allerdings auch bereits für das Modul A.
Vermeiden Sie einen populären Fehler
Eventuell haben Sie aus Ihrem Bekanntenkreis gehört, die Anbieter seien allesamt eine faule Baggage und würden auf Anfragen zäh oder garnicht reagieren. Um im Ergebnis eine bestimmte Zahl brauchbarer Antworten zu erzielen, bräuchten Sie um Schwund auszugleichen einen entsprechend hohen Aufschlag auf die Teilnehmerzahl. Wer Ihnen einen solchen Rat gibt, wird dies zwar nicht wahr haben wollen, aber glauben Sie mir: er muss sich vor dem Ernten dieser Erfahrung ungeschickt verhalten haben.
Meine jahrzehntelange Praxis kommt zu einem gänzlich anderen Bild, und das Ergebnis habe ich Ihnen vorhin bereits genannt: wenn Sie auf den unhöflichen Weg der Kaltansprache verzichten, fällt auch die Enttäuschung eines schwachen oder ausbleibenden Echos weg, und Sie benötigen tatsächlich nur die beschriebene etwa Handvoll Empfänger Ihrer Voranfrage, um wertvoll wegweisende Antworten in ausreichender Zahl zu erhalten. “Viel hilft viel” würde hier aber leider sehr effizient zum unerwünschten Nebeneffekt führen, sich als Interessent bei den Unternehmen zu “verbrennen”. Dies würde später auf Sie zurückfallen, wenn aus Ihrer Anfrage “Ernst wird”.
Der dreifache Nutzen Ihres Vorentwurfes
Der Vorentwurf Ihres Eigenheimes hat dreierlei Nutzen: erstens stellt er in bildlicher Sprache eine Art Gesprächsprotokoll Ihres bisherigen Austausches mit der Architektin oder dem Architekten dar, anhand dessen Sie den Erfolg Ihrer Verständigung miteinander überprüfen können. Insofern sollten Sie den Vorentwurf in der Teigruhephase auch noch zweimal zur Hand nehmen, nämlich am Anfang und am Ende dieser Pause. Während der Teigruhe dann aber bewusst nicht mehr!
Der zweite Nutzen ist, Unternehmen damit um Antworten auf die im wahrsten Sinn des Wortes Preis-Frage bitten zu können. Dabei bewegt man sich wohlgemerkt noch nicht im echten Landeanflug, und entsprechend auch noch weit entfernt von einem für bare Münze zu nehmenden Kostenvoranschlag. Bedenken Sie diesen Effekt unbedingt, bevor Sie der Versuchung erliegen, die Unternehmen entsprechend der genannten Preise in einer Rangliste zu ordnen. Ziehen Sie an diesem Punkt Ihre Schlüsse also nur von der Zehntausenderstelle aufwärts! Die möglichen sinnvollen Schlüsse sind zunächst nur diese beiden:
- 1. wenn die Preise sämtlich erheblich über Ihren Erwartungen liegen, dass Sie dann das gewünschte Bauvolumen oder das Budget entsprechend anpassen sollten;
- 2. wenn in einer virtuellen Rangliste die Vertreter der jeweiligen Bauweisen en bloc und untereinander in deutlich geringerem Abstand als zu denen der anderen “Fraktion” angeordnet wären, dass dies ein Hinweis ist, welche der Bauweisen – gültig für Ihr Projekt – ökonomisch signifikant günstiger sein wird.
Aus diesen möglichen Ergebnissen bezieht diese Erkenntnisgewinnaktion ihren Namen “Weichenstellung“. An die Größe der Abweichung zwischen den erwarteten und tatsächlichen Antworten können und sollten Sie nun Ihren Kurs anpassen, d.h. diese als Meinung oder Warnung in Ihre weiteren Überlegungen einfliessen lassen. Nehmen Sie diese Justierung Ihres Erwartungskompasses in die Weiterentwicklung des Vorentwurfes zum Entwurf mit – nicht mehr und nicht weniger. Wenn das Ergebnis eine eindeutige Bauweisenentscheidung nahelegt, kann dies durchaus auch Ihre Architektion oder Ihren Architekten überraschen und ist ein Hinweis zum nützlichsten Zeitpunkt. Ich wünsche Ihnen, dass die Höhe der genannten Preise Ihr Eigenheim nicht schrumpfen lässt. Aber auch ein preislicher Warnhinweis kommt besser jetzt als am Schluss.
Der dritte Nutzen orakelt Ihre Baugenehmigung
Der Vorentwurf ist auch beim Bauamt für eine dort “Bauvoranfrage” genannte Beantwortung der Frage geeignet, welche Genehmigungsaussichten Ihrem späteren Bauantrag beschieden sein werden. Auch hier gilt, dass der Vorentwurf das Vorhaben nur in wesentlichen Grundzügen repräsentiert, aber bereits wegweisende Hinweise zu initiieren geeignet ist. Dafür halten sich nicht nur die Gebühren und die Bearbeitungszeit in einem kleineren Rahmen, sondern Sie können und dürfen die benötigten Unterlagen auch ohne erforderliche Fachkompetenz selbst einreichen. Damit können Sie die Teigruhephase in einer weiteren Weise nutzen.
Die ideale Dauer der Teigruhephase hängt im wesentlichen von zwei Faktoren ab, nämlich von Ihrem persönlichen Grundpegel an Anspannung und von der Frage, ob Sie sich am Ende dieser gut genutzten Pause für oder gegen ein Weitermachen mit der bisherigen Planungsperson gestimmt fühlen. Entsprechend dauert die Unterbrechung des Planungsprozesses vom Abschluss des Moduls A bis zum Eintritt in das Modul B typischerweise zwischen sechs und acht Wochen. Ähnlich wie bei den grossen Schulferien nähme die Dankbarkeit für eine Pause danach auch ab.
Auf die nächste Folge dieser Beitragsreihe brauchen Sie aber nur eine einzige Woche zu warten, und entsprechend der beiden möglichen Ergebnisse Ihrer Bauweisenentscheidung gibt es diese nächste Folge dann sogar als Zwilling, nämlich in den Versionen für die Bauweise “Stein auf Stein” und mit einem “Fertighaushersteller”.