Leichtbauwände in Massivhäusern?

Leichtbauwand

Bild: Rainer Sturm / pixelio

Viele Bauinteressenten sind enttäuscht, wenn sie bei einem Anbieter von Massivhäusern lesen, dass innen auch Leichtbauwände verbaut werden. Ist das etwa Etikettenschwindel an der Grenze zum Betrug? Da schimpft sich einer „Massivhausanbieter“, und dann entpuppt er sich als jemand, der sein Versprechen zumindest für das Dach- oder Obergeschoss bricht. Und das auch noch im “Kleingedruckten”, obwohl die Website mit der massiven Bauweise wirbt.

Mehr Vertrauen in Steinhäuser

Schon im Märchen von den drei Schweinchen lernt jedes Kind, dass leichten Häusern nicht zu trauen ist und nur das Steinhaus von Schweinchen Schlau dem bösen Wolf wirksam trotzt. Auch erwachsene Banker schenken leichteren Häusern weniger zu vertrauen, was sich in ihrer Kreditvergabe spiegelt. Wer weiß, welche Gründe es noch geben mag, warum Steinhäuser mehr Geborgenheit zu vermitteln scheinen.

Der aufgeklärte Verbraucher holt sich bei Freunden Rat zu dem „dubiosen“ Angebot und erfährt, dass die einfachen Konstruktionen aus leichten Materialien beliebt sind. Allerdings stammen diese Urteile von handwerklich mittelmäßig begabten Heimwerkern. Wenn das mal nicht der schlagende Beweis dafür ist, dass diese Leichtbau-Innenwände quasi Pappmaché von minderem Wert sind. Und, was ja außerdem offensichtlich ist: Es fehlt ganz klar die Masse, die sich dem Schall in den Weg stellt. Der ist – wie jeder weiß – im durchschnittlichen Einfamilienhaus wahrscheinlicher als der böse Wolf.

Gute Gründe für scheinbar “billige” Leichtbauwände

Zunächst einmal – Entwarnung! Beplankte Blechprofile sind kein minderwertiger Ersatz für gemauerte Innenwände. Sie eignen sich für den Einsatzzweck sogar besser. Und billiger sind sie auch nicht, jedenfalls was die Materialkosten anbelangt. Warum also entscheidet man sich dann für sie?

Spielen wir den Einsatz solcher Wände einmal am Beispiel eines Schrägdachhauses durch: Da haben die Giebelwände und alle weiteren, die parallel zu diesen stehen, ja einen schrägen Abschluss an ihren oberen Kanten. In früheren Zeiten hat man diese Wände mit geraden Steinen gemauert. So entstanden an den Schrägen Treppen. Das erlaubt man sich heute nicht mehr, denn schall- und luftdicht war das “nicht für fünf Pfennige”.

1.    Der Aufwand

Um stattdessen einen sauberen Anschluss an den Decken zu erhalten, muss bei Steinen ein lohnintensiver und bei schweren, harten oder hohlen Steinsorten auch ein kraftzehrender Aufwand betrieben werden.

 2.   Das Gewicht

Stellt man statt der Steinwand Profilrahmen auf, sind alle Materialien leicht an Gewicht.

3.      Die Handhabung

Die Profile werden anschließend mit verschiedenen Materialien in der Regel von jeder Seite doppelt beplankt. Dazu benötigt man im Grunde nur ein Lineal und eine kleine Stichsäge bzw. ein Teppichmesser. Für diese Arbeiten lassen sich zudem hervorragend angelernte Bauhelfer einsetzen.

Das Vergleichsergebnis

Durch das Einlegen von Dämmstoffen wird dabei ein Teil der günstigen schalltechnischen Eigenschaften erreicht. Vervollständigt wird dies durch die Beplankung, die für die nötige Festigkeit sorgt.  So gesehen könnte man die Gesamtkonstruktion durchaus auch als “Steifbauwand” betiteln. Sie braucht den Vergleich mit gemauerten Wänden gleicher Dicke nicht zu scheuen.

Auch die Statik profitiert

Es gibt Fälle, in denen Wände im Obergeschoss an anderer Stelle stehen müssen als im Stockwerk darunter. (Siehe Beitrag “Das Obergeschoss hat Vorrang”). Ein günstigeres Verhältnis zwischen hoher Steifigkeit und niedrigem Gewicht zahlt sich auch hier aus und hilft, die Decke des Erdgeschosses nicht extra dick zu dimensionieren.

Es gibt also nicht den geringsten Grund zu schmollen, wenn der Bauunternehmer im obersten Stockwerk keine Schweinchen-Schlau-Wände vorsieht!

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